Wermatswil

Die Nashörner - Pressebericht

Nashörner als Symbol für den Markenwahn

Die Dorfbühne Wermatswil versetzt Ionescos Bühnenklassiker «Die Nashörner» in die heutige Zeit

sjm. Heute Abend feiert die Dorfbühne Wermatswil Premiere mit ihrem neuen Stück «Die Nashörner» nach Eugène Ionesco. Mit minimalen Mitteln bringt die Wermatswiler Laientruppe grosses Theater ins Gujerhaus.

Béranger, der Säufer, sitzt im Cafe und spricht mit seinem Freund Hans, während sich die Kellnerin mit dem Logiker unterhält. Zwei Gespräche, die parallel laufen: Zuerst haben sie scheinbar nichts miteinander zu tun, ziehen abwechselnd die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Doch langsam und unmerklich entsteht ein Zusammenhang, die Gespräche verfliessen ineinander, bis sie schliesslich identisch sind.

Währenddessen rennt ein Nashorn trampelnd und Staub aufwirbelnd der Strasse entlang. Es löst einen Massenwahn aus: Immer mehr Leute verwandeln sich in Nashörner. Schliesslich bleibt der Aussenseiter Béranger als letzter Mensch übrig.

Mainstream-Musik und Markenwahn

Ionesco schrieb das Stück «Die Nashörner» unter dem Eindruck des faschistischen Regimes in Rumänien. «Die Thematik der Manipulierbarkeit der Masse, die Ionesco mit dem Stück anprangert, ist auch heute noch hoch aktuell», sagt der Regisseur Björn Reifler und deutet auf extremistische Bewegungen, aber auch auf den Einfluss der Mainstream-Musik oder -Mode hin.

Die Nashörner sind ein Symbol. In der Inszenierung der Dorfbühne Wermatswil sind sie deshalb absichtlich nur an ihrem Gang und ihrem Schnauben als Nashörner erkennbar. «Die Regenmäntel mit dem Nashorn-Emblem sind ein Hinweis auf die Trends in der Mode und den Markenwahn», erklärt Reifler die aussergewöhnliche Nashorn-Verkleidung.

Aufs Wesentliche reduziert

Nicht nur die Kostüme, auch die Bühnenausstattung hat Reifler auf das Minimum reduziert: Drei verschieden grosse rechteckige Elemente und ein paar Stühle bilden das Bühnenbild und dienen gleichzeitig als Requisiten. Zudem hat Reifler einige Charaktere gestrichen und den Text stark gekürzt. «Wir mussten das Stück den Möglichkeiten der Dorfbühne anpassen.» So hat auch jeder Schauspieler seinen Text selbst ins Schweizerdeutsche übersetzt.

Die meisten der Laienschauspieler sind Wermatswiler und neben ihrem Hobby berufstätig. Unter anderem spiele ein Informatiker, eine Radiologin und eine Krankenschwester beim Stück mit, erzählt die selbst berufstätige Claude Bremond, die als «Frau Schmetterling» auf der Bühne steht. Die letzten paar Wochen, in denen intensiv geprobt wurde, seien sehr stressig gewesen, sagt sie. Dafür hat die Gruppe sichtlich Spass auf der Bühne.